Andacht Heute

Ein großes Missverständnis

Unter den Jüngern kam die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei.
Lukas 9,46

Wie wir in den Versen der gestrigen Andacht gesehen haben, hat Gott andere Maßstäbe als die Welt. Für ihn zählen nicht Ansehen und Bedeutung, wie wir es gewohnt sind. Was sich hier stark und mächtig gebärdet, ist für Gott nur eine Form menschlicher Aufgeblasenheit.

So hieß es im gestrigen Vers (Psalm 147,11): Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten und auf seine Gnade hoffen. Das sind Menschen, die Gott fürchten und sich nicht gegenseitig die Ehre geben. So ist es auch ein großes Missverständnis unter den Jüngern, wenn sie meinen, es gäbe unter ihnen noch so etwas wie eine Hierarchie. Jesus hatte ihnen zuvor die Vollmacht gegeben, Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen. Er hatte sie beauftragt, überall die Botschaft von der Herrschaft Gottes zu verkünden. Kann es auf Erden eine größere Vollmacht und einen größeren Auftrag geben, noch dazu vom Sohn Gottes? Die Jünger hatten allen Grund, mit ihrer Stellung zufrieden zu sein. Und doch kam auch bei ihnen der törichte Gedanke auf, wer denn nun der Wichtigste unter ihnen sei. Sie waren eben Menschen wie du und ich, manchmal etwas schwer von Begriff und verstrickt in alte Grundannahmen. Zum Beispiel, dass es wichtig sei, in Hierarchien zu denken, wenn es um den Aufbau des Reiches Gottes gehe. Petrus war in ihren Augen der Favorit. Die katholische Kirche hat das übernommen, und noch heute meinen viele, es sei für sie lebenswichtig, einmal im Leben nach Rom zu fahren, um den Papst persönlich zu sehen. Jesus zeigte auf ein schwaches Kind und erklärte den Jüngern und auch all jenen, die sich immer noch so sehr an Hierarchien gebunden fühlen:

Wer der Geringste unter euch allen ist, der ist wirklich groß.
Lukas 9,48

Wahre Stärke

Er hat keine Freude an der Stärke des Rosses, noch Gefallen an der Kraft des Mannes;
der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Gnade hoffen.

Psalm 147,10-11

Ein irdischer Herrscher wäre stolz auf sein Heer gewesen. Starke Pferde und Soldaten hätten ihm Zuversicht für kommende Schlachten gegeben. Mit Optimismus hätte er der Ausdehnung seiner Macht entgegengesehen. Bei unserem Herrn gilt diese zur Schau gestellte Stärke seiner Geschöpfe nichts. ER verlässt sich vielmehr auf diejenigen, die sich ihrer Schwachheit bewusst sind. Körperliche Stärke ist bei ihm nicht gefragt, es geht ihm um wertvollere, um geistliche Eigenschaften. Er hat sein Wohlgefallen an Menschen, die sich nach ihm ausrichten und zugleich Furcht vor ihm haben. Sie begegnen ihm mit Ehrfurcht, sie ehren und fürchten ihn zugleich. Ihre innere Kraft schöpfen sie aus der geduldigen Hoffnung auf seine Gnade. An ihnen hat Gott seine Freude, mit ihnen baut er sein Reich auf. Dieses ist nicht wahrnehmbar für die Vielen, die sich nur auf ihre äußere Kraft und Stärke verlassen. Sie müssten sich neu orientieren und dabei erkennen, wie schwach der Mensch ohne Gott ist.

Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt.
Sprüche 16,32

Briefe voller Hoffnung

Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange. Es ist leicht zu ertragen und bringt uns eine unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit.
2. Korinther 4,17

Wie kann einer sagen, dass auf dieser Welt alles leicht zu ertragen ist? Das mag sich mancher fragen, der diese Zeilen liest und mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, den finanzielle Not plagt oder dessen Ehe in die Brüche gegangen ist. Er könnte sich fragen, wer sich hier erdreistet, menschliches Leid in unangemessener Weise zu relativieren. Die das Neue Testament kennen, wissen, dass dem nicht so ist. Paulus, der Verfasser des Korintherbriefes, hat nach seiner Bekehrung ein Leben voller Entbehrungen und Verfolgungen geführt. Er wusste, wovon er sprach, wenn er von Leiden sprach. Am Ende seines Lebens stand der Märtyrertod. Heute suggerieren Psychologen ihren Klienten nicht selten, ihre Beschwerden seien allein Folgen ihrer Erziehung und ihres sozialen Umfelds. Paulus war weit davon entfernt, eine Opferrolle einzunehmen, zu jammern und zu klagen. Er wusste, dass die Leidenszeit auf Erden nur eine vorübergehende Phase ist und dass ein wahrer Christ sich auf die Ewigkeit freuen kann, die ihm verheißen ist. Seine Briefe an die Gemeinden sollten wir auch deshalb regelmäßig lesen, weil sie neben mahnenden Worten so viel Hoffnung auf eine wunderbare Zukunft enthalten.

Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zurzeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig.
2. Korinther 4,18