Lob der Bescheidenheit
Überschätzt euch nicht, sondern bleibt ehrlich und bescheiden im Urteil über euch selbst. Keiner von euch soll sich etwas anmaßen, was über die Kraft des Glaubens hinausgeht, die Gott ihm geschenkt hat.
Römer 12,3
Paulus spricht hier die Gefahr an, dass Christen sich in ihrem Eifer für den HERRN selbst überschätzen. Sie haben vielleicht „Erfolge“ erzielt, werden als Prediger, als Evangelisten und Seelsorger von vielen geschätzt und gelobt. Da könnte sich eine Art geistlicher Arroganz entwickeln, die sich der Tatsache nicht mehr bewusst ist, dass alles aus der Gnade Gottes erwachsen ist. Wenn auch nach außen hin mit Worten Demut bekundet wird, so ist es die Haltung mancher vor Geist, Witz und rhetorischer Geschliffenheit strotzender Verkündiger, die sie erhaben macht gegen Kritik von außen. Wenn sie durch ihr glänzendes Auftreten dann auch noch von vielen Gläubigen verehrt werden, wenn an ihren Lippen gehangen wird, dann ist es nicht mehr weit zum „Starkult“, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Der Apostel Paulus ist dagegen das beste Beispiel für einen großen Evangelisten, der viele Gemeinden aufgebaut und in ihrem Wachstum unterstützt hat, aber nie vergessen hat, woher er die Kraft dafür bezogen hat. Er hat dabei immer betont, er sehe sich nur als bescheidenen Diener Gottes. Ausgehend von seiner Bekehrung bei Damaskus hat er beständig darauf hingewiesen, dass er alles, was erreicht hat, einzig der Gnade Gottes zu verdanken hat.
Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt.
2. Timotheus 1,9