Andacht Heute

Wachsam und rein leben

Achtet also auf die Gelegenheiten, die Gott euch gibt! Es ist höchste Zeit, aus dem Schlaf aufzuwachen, denn jetzt ist unsere Rettung noch näher als am Beginn unseres Glaubens. Die Nacht geht zu Ende, bald ist es Tag. Darum wollen wir uns von allem trennen, was man im Dunkeln tut, und die Waffen des Lichts ergreifen!  Lasst uns ein Leben führen, wie es zum hellen Tag passt, ein Leben ohne Fress- und Saufgelage, ohne Bettgeschichten und Sexorgien, ohne Streit und Rechthaberei! Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an, und tut nichts mehr von dem, was eure Begierden erweckt!
Römer 13,11-14

Gläubige Christen erkennen, dass die Zeit naht, wenn Jesus wiederkommt. Jetzt könnte der Einwand kommen, dass die Mahnungen im Römerbrief reichlich zu früh kamen. Bis heute ist dieses Ereignis noch nicht eingetreten. Wir leben immer noch in der Dunkelheit. Aber die Zeitrechnung Gottes ist völlig verschieden von unserer. Schon der morgige Tag könnte der letzte sein. Wir tun gut daran, ein Leben zu führen, das sich auch im Licht sehen lassen kann. Schon die Christen Roms waren den weltlichen Gefahren ausgesetzt. Paulus, der sonst bei jeder Gelegenheit die neue Freiheit eines Lebens mit Jesus beschreibt und keineswegs einer neuen Gesetzlichkeit das Wort redet, kann hier nicht umhin zu warnen, sich von diesen Begierden fernzuhalten. Wer ein Leben mit Jesus Christus führt, hat neue Kleider erhalten, die ihn davor bewahren.

Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend!
Epheser 4,1-2

Die ganze Fülle der Liebe

Bleibt also niemandem irgendetwas schuldig außer dem einen: einander zu lieben. Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Die Gebote: „Du sollst die Ehe nicht brechen, du sollst niemand ermorden, du sollst nicht stehlen, du sollst der Begierde keinen Raum geben“ und alle anderen sind ja in dem einen Satz zusammengefasst: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses an. Darum wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.
Römer 13,8-10

„Schulden“ oder „schuldig sein“ kann als Rückstand verstanden werden, der beglichen werden muss, z. B. Mietschulden. Daneben kann es eine Verpflichtung bedeuten, wie das Schulden von Respekt den Eltern gegenüber. Damit werden Leistungen verbunden, die zu erfüllen sind. „Lieben“ geht darüber hinaus. Hier komme ich nicht an eine Grenze im Sinne von: „Jetzt muss es aber mal genug sein, ich habe meine Schulden bezahlt oder ich habe dem anderen genug Respekt erwiesen.“ Liebe ist viel mehr, sie überströmt das Geforderte. Sie ist auch die ganze Fülle des Gesetzes. Darin werden alle Gebote auf einen Nenner gebracht. Wo die Liebe nicht vorhanden ist, werden alle Forderungen, das Liebesgebot zu erfüllen, zu einem weiteren Gesetz, das nur als Abtragung von Schuld und damit als Selbstrechtfertigung missverstanden wird.

Die Botschaft des Römerbriefs geht weit über das hinaus, was häufig unter christlicher Nächstenliebe verstanden wird und gewohnheitsmäßig bis zu einem gewissen Maße dem anderen zugestanden wird. Indem ich sie mir schweren Herzens abringen muss, ist sie schon nicht mehr Liebe. Ich kann ihr näherkommen, wenn mir bewusst wird, wie groß die Liebe Gottes gewesen sein muss, dass er seinen einzigen Sohn zu uns Sündern gesandt hat.

Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch liebe.
Johannes 15,12

Unterordnung unter die Obrigkeit

Jeder soll sich den Trägern der staatlichen Gewalt unterordnen. Denn alle staatliche Gewalt kommt von Gott, und jede Regierung ist von Gott eingesetzt. Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die von Gott eingesetzte Ordnung und wird zu Recht bestraft. Denn wer Gutes tut, hat von den Regierenden nichts zu befürchten. Das hat nur der, der Böses tut. Wenn du also nicht in Furcht vor der Regierung leben willst, dann tue Gutes, und du wirst von ihr gelobt werden. Sie steht ja zu deinem Besten im Dienst Gottes. Tust du aber Böses, hast du allen Grund, sie zu fürchten, schließlich ist sie nicht umsonst die Trägerin von Polizei- und Strafgewalt. Auch darin ist sie Gottes Dienerin. Sie zieht den Schuldigen zur Verantwortung und vollstreckt damit das Urteil des göttlichen Zorns. Es ist also notwendig, sich dem Staat unterzuordnen, nicht nur aus Angst vor Strafe, sondern auch wegen des Gewissens. Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern. Denn die Staatsbeamten handeln als Beamte Gottes, wenn sie beharrlich darauf bestehen. Gebt also jedem, was ihr ihm schuldig seid! Wem Steuern zustehen, dem zahlt Steuern, wem Zoll zusteht, dem zahlt Zoll. Wem Respekt zusteht, dem erweist Respekt, und wem Ehre zusteht, dem erweist Ehre.
Römer 13,1-7

Dieser Abschnitt des Römerbriefs ermahnt Christen, sich nicht gegen die staatliche Obrigkeit aufzulehnen. Man könnte sie als eine Rechtfertigung eines blinden Gehorsams gegenüber weltlichen Obrigkeiten sehen. Als junger Mensch war ich entsetzt über diese Worte des Paulus. Sie brachten mich zu einer Haltung der kritischen Distanz der Bibel gegenüber. Aus heutiger Sicht betrachte ich sie eher als einen Appell zur Vernunft und zur Loyalität der staatlichen Ordnung gegenüber, da diese grundsätzlich von Gott eingesetzt wurde. Natürlich stellt sich die Frage, ob dies auch für Diktatoren und despotische Herrscher gilt oder nur für Demokratien.

In meinem Kommentar mit dem Titel „Respekt vor dem Staat“ vom 18.08.2022 habe ich die für Christen notwendige Abgrenzung zwischen Anerkennung jeglicher staatlichen Autorität und zivilen Ungehorsam so beschrieben: „Schlimmer als eine für alle sichtbare fehlerhafte Obrigkeit, wäre die Anarchie und damit die Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung. Der zivile Ungehorsam ist einem Christen nur dann erlaubt, wenn Regierungen es ihnen verbieten würden, Gottes Forderungen zu erfüllen.“ Womit die Verfolgung von Christen und das Verbot von jeglichem Dienst an Gott gemeint ist.