Andacht Heute

Gott fordert Gerechtigkeit

Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen.
2. Mose 23,2

Der heutige Vers stammt aus dem sogenannten Bundesbuch, einer Sammlung von Gesetzen, die auf die Zehn Gebote folgt. In Kapitel 23 geht es vor allem um Fragen zum Zivilrecht. Es sollen damit Arme und Schwache geschützt und die Durchsetzung von Gerechtigkeit gefördert werden.

Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst.
2. Mose 23,2

Wer den Satz verkürzt, reißt ihn aus dem Zusammenhang, worin eine unumstößliche Anweisung für das Verhalten vor Gericht enthalten ist. Jeder, der eine Aussage macht, muss bei der Wahrheit bleiben und darf sie nicht verdrehen, um des persönlichen Vorteils willen. Damit sollte die schon damals vorhandene Korruption bekämpft werden. Mit der hier vorgenommenen Verkürzung auf den Halbsatz wird man dazu verleitet, diese eingeschränkte Bedeutung auf eine Vorschrift für das gesamte ethische Handeln auszuweiten. Meines Erachtens wäre das nicht einmal verkehrt, aber erst durch die Konkretisierung auf die Herstellung von Gerechtigkeit wird vorstellbar, was darunter zu verstehen ist. In der hier vorgenommenen Verkürzung bleibt vieles unklar. Vor allem bleibt die zentrale Frage unbeantwortet, woran man erkennt, wie der zum Bösen führende Weg der Menge beschaffen ist. Es haben sich schon viele darauf berufen, den richtigen Weg zum Guten gefunden zu haben. Sie waren beseelt von ihren heilbringenden Ideen und wussten scheinbar sehr genau zwischen guten und bösen Wegen unterscheiden zu können. Noch heute sind wir, ohne es immer zu bemerken, von einer Vielzahl von Ideologien umgeben. Der verkürzte Satz könnte von manchem Eiferer für seine Zwecke benutzt werden.

Deshalb ist es wichtig, sich das konkrete Beispiel eines Zeugen vorzustellen, wenn es um die Wahrheitsfindung geht. Es geht darum, dass er sich an die Wahrheit halten muss und nicht daran denkt, welche Folgen seine Aussage für ihn selbst hat. Das kann auch heute noch zu schweren inneren Konflikten führen, z. B. für einen Zeugen, der gegen ein Mitglied eines Clans aussagen muss. In ähnlicher Lage sind Polizisten, wenn sie Straftaten verfolgen und Journalisten, wenn sie darüber berichten. Sich für die Gerechtigkeit zu entscheiden, kann zu Problemen führen. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass dies von Gott so gefordert wird. Die Bibelstelle in 2. Mose ist eindeutig zu verstehen. Wenn ich von diesem konkreten Beispiel aus nachdenke, fallen mir viele weitere aus dem Alltagsleben ein. Sind wir nicht eher bereit, den kritikwürdigen Aussagen eines Gesprächspartners zuzustimmen, wenn wir von ihm abhängig sind oder etwas von ihm wollen, und sei es nur seine Anerkennung? Wie oft stehen wir gerade nicht für unsere Überzeugungen ein und gehen den bequemeren Weg, der uns keine Nachteile einbringt? Wir sehen, mit dieser Anweisung in der Losung deckt Gott unsere Feigheit und unseren mangelnden Einsatz für die Gerechtigkeit schonungslos auf. Bitten wir IHN, dass er uns in unserer Schwäche hilft.