Moderner Götzendienst
Warum dürfen die Völker höhnisch fragen: »Wo bleibt er denn, ihr Gott?« Unser Gott ist im Himmel, und alles, was er will, das tut er auch! Doch ihre Götter sind nur Figuren aus Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht.
Psalm 115,2-4
In diesem Psalm wird die klare Trennung zwischen den Heidenvölkern und den Christen aufgezeigt. Man hatte sich Götzenfiguren geschaffen und mit Stolz verehrt. Den Gott der Christen konnte dagegen niemand sehen. Man kann aber an IHN und seine Allmacht glauben.
Gestern habe ich über Theodor W. Adorno gelesen, der in den 1960er-Jahren die – von ihm so bezeichnete – Kulturindustrie kritisierte und dafür das Vokabular des Marxismus verwendete. Er unterschied zwischen der Massenunterhaltung der Konsumgesellschaft, die „der Verfestigung des ausbeuterischen Systems des Kapitalismus“ dienen sollte, und der hohen Kunst und Kultur, von der die Erlösung der arbeitenden Bevölkerung kommen sollte. Adornos Befund zum Zustand des Menschen war keine neue Erkenntnis. An vielen Stellen des Alten Testaments wird von dessen Hang zum Götzendienst berichtet. Heute zeigt sich dies in der ständigen Suche nach den neuesten Konsumgütern, dem exzessiven Gebrauch von modernen Massenkommunikationsmitteln und im Hang nach ausschließlich seichter Unterhaltung in den Medien. Im Gegensatz zu Adorno, der nur auf eine nebulose Vision von einem emanzipierten Menschen verweisen konnte, haben Christen einen Gott, der sie ganz konkret befreien kann von aller Gebundenheit durch die modernen Götzen. Statt sich von der Konsumindustrie manipulieren zu lassen, wird ein Christ geleitet von Gott. Deshalb heißt es im Psalm später:
Ihr seid gesegnet vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Psalm 115,15