Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und was unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens — und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns erschienen ist—, was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch…
Johannes 1,1-3
Wie in seinem Prolog zum Evangelium (Am Anfang war das Wort…) kommt Johannes in diesem Brief ohne Umschweife sofort zur Sache, also in medias res, wie der Lateiner sagt, d. h. mitten in den Kern der wesentlichen Dinge. Hinzu kommt, dass man bei ihm annehmen darf, dass er seine Begriffe immer in der höchsten Bedeutung verwendet. So ist in diesem Zusammenhang das „Wort“ (logos) nicht einfach nur ein Text, eine Rede, die Vernunft. Es ist auch nicht der in der griechischen Philosophie zentrale Begriff eines alles ordnenden Prinzips für den gesamten Kosmos. Für Johannes ist es der fleischgewordene Gott in Person von Jesus Christus, den er bezeugen kann, weil er IHN gehört, gesehen, angeschaut und betastet hat. Genauso verhält es sich beim Begriff „Leben“. Hier wird im griechischen nicht bios verwendet, das nur das gegenwärtige physikalische Leben ausdrückt, z. B. in Biologie, der (Natur-)Wissenschaft vom Leben, sondern zoe. Damit ist ein Leben gemeint, das erhaben ist vom begrenzten physischen Zustand. Es ist auch ein Beiname von Jesus.
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Johannes 14,6
Denn in ihm ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden, das Sichtbare und das Unsichtbare.
Kolosser 1,16
Johannes bezeugt und verkündet Jesus und damit das ewige Leben. Jeder, der sich an IHN hält, kommt in den Genuss dieser Verheißung. Wie könnte die Botschaft eines Briefs wunderbarer sein?! Es ist nur folgerichtig, dass der Apostel dessen Anfang mit diesen Worten abschließt:
…das verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude vollkommen sei.
Johannes 1,3-4