Andacht Heute

Wenn uns Weisheit fehlt

Lehre mich rechtes Urteil und Erkenntnis, denn ich vertraue deinen Geboten.
Psalm 119,66

Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit.

Jakobus 3,13

Als Kind fragte ich mich, warum man Kriege nicht verhindern kann, aber von uns Kindern wird verlangt, dass wir nicht streiten. Wenn die Männer sich über den zurückliegenden Krieg unterhielten, dann sprachen sie über die Bosheit der Politiker und ihre Erlebnisse im Krieg. Die Flüchtlingsfrauen erzählten auf dem Feld von der Vertreibung und dem Zurücklassen ihrer Besitztümer. Aber am Sonntag ging man in die Kirche und es wurde damals noch mehr gebetet, auch zuhause.

Es kamen dann bessere Zeiten als wir jung waren, mit mehr Freiheit für die Jugend. Doch der Schein trügte. Der Wohlstand forderte auch Opfer. Viele Menschen verloren den Gottesbezug. Schließlich gab es die Möglichkeit, sich alles kaufen zu können, was glücklich macht. Die Kirche war tabu und somit auch Gott.

Bis heute gibt es die Möglichkeit, wieder mit Gott in Verbindung zu treten. Der Anfang liegt immer in der Erkenntnis der eigenen Sünden und Fehler. Reue und Umkehr, auch Buße genannt, sind der nächste Schritt. Dieses Erlebnis fühlt sich an wie eine geistliche Neugeburt. Dann wird der Geist Gottes, der ausführt, was der HERR ihm sagt, auch bei dir anklopfen. Und dann weißt du …

Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden.
Jakobus 1,5

Beachte den ganzen Vers

Jage aber nach der Gerechtigkeit…
1. Timotheus 6,11

„Gerechtigkeit“ ist heute vielfach zu einem Kampfbegriff geworden. So gibt es die Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit. Da heißt es dann, patriarchale Strukturen müssten aufgedeckt und überwunden werden, ohne Rücksicht auf Tradition oder Normalität. Linke fordern Verteilungsgerechtigkeit, auch auf die Gefahr hin, dass Leistungswillige demotiviert werden. Das rücksichtslose Umsetzen der Klimagerechtigkeit hat uns in die Wirtschaftsdepression geführt.

Man könnte leicht dazu neigen, hier zu warnen, dass man den Begriff „Gerechtigkeit“ nicht missbrauchen sollte. Es geht aber hier bei diesem Nachjagen im vollständigen Wort der Bibel nicht allein um Gerechtigkeit, schon gar nicht um menschliche Gerechtigkeit. Der ganze Vers lautet bei Luther:

Jage aber nach der Gerechtigkeit, der GOttseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut.

In diesem Zusammenhang ist eindeutig die Gerechtigkeit Gottes gemeint, nicht das, was Menschen aus ihrer jeweils besonderen Sicht darunter verstehen. Und da ist es doch sehr einleuchtend, dass wir in Bewegung versetzt werden, um Gott nahe zu kommen.

Fürbitten sind notwendig

Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und niederkniend rief er mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu! Und als er dies gesagt hatte, entschlief er. 
Apostelgeschichte 7,59-60

Augustinus sagt: „Wenn Stephanus nicht gebetet hätte, hätte die Kirche Paulus nicht gehabt.“ Dies ist eine theologische Hypothese, für die einiges spricht. Es gibt drei Bibelstellen, auf die sie sich bezieht:
Apg 7,59–60 berichtet, dass Stephanus im Sterben betete: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ und „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“
Apg 8,1 zeigt, dass Saulus (Paulus) bei der Steinigung anwesend war und zustimmte.
Apg 9 schildert dann das Damaskuserlebnis, die entscheidende Christusbegegnung, die Paulus zum Apostel machte.

Es sind drei Szenen, die im Bericht des Lukas ohne einen kausalen Zusammenhang nebeneinanderstehen. Augustinus deutet dies wie folgt: Stephanus ist der erste Märtyrer, Paulus der erste große Missionar. Gott verwandelt Verfolgung in Berufung, Hass in Sendung und Schuld in Gnade.

Wir könnten daraus lernen, dass eine Fürbitte Früchte tragen kann, auch wenn wir diese nicht sofort sehen. Fürbitten vor Gott zu bringen, ist notwendig. Nicht, weil wir IHN damit für unsere Wünsche einbinden wollen, im Sinne von „ohne unser Gebet passiert nichts”, sondern als Ausdruck unseres Vertrauens in Gott.