Andacht Heute

Ausgrenzung mit Begriffen

Paulus schreibt: Der Herr stand mir bei und gab mir Kraft. Denn die Verkündigung seiner Botschaft sollte durch mich ihr Ziel erreichen: Alle Völker sollten sie hören. Und ich wurde aus dem Rachen des Löwen gerettet.
1. Timotheus 4,17

    Im Unterschied zu vielen anderen Übersetzungen kommt in dieser Übersetzung der BasisBibel der Begriff „Völker” vor. Gemeint ist hier im Zusammenhang die übrige Welt der Heidenvölker. Neben den Israeliten kommen in der Bibel zahlreiche weitere Völker vor, die Amalekitern, die Ammoniter, die Assyrer und viele andere, insgesamt wohl etwa 50. Weltweit gibt es mehr als 5.000 Völker mit unterschiedlichen Sprachen, Bräuchen und Religionen.

    In Deutschland ist der Begriff „Volk“ inzwischen stark umkämpft. Da er während der Zeit des Nationalsozialismus missbräuchlich und rassistisch verengt verwendet wurde, soll er heute überhaupt nicht mehr Verwendung finden – zumindest gilt er als verpönt. Alle anderen Völker der Welt werden dagegen als solche anerkannt und dürfen auch so benannt werden. Eine auf eine historisch-kulturell hergeleitete Identität der Deutschen bezogene Begrifflichkeit erscheint dagegen verwerflich, wenn nicht gleich rechtsextrem. Festzuhalten ist jedenfalls, dass der Begriff „Volk” in der Bibel viele Male vorkommt und auch im Grundgesetz zwölfmal. Siebenmal ist darin sogar vom „deutschen Volk” die Rede. Man muss demnach niemandem, der das Wort „Volk” benutzt, unterstellen, dass er sich nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes befindet, oder ihn mit dem Etikett „völkisch” brandmarken. Wenn die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Kirsten Fehrs davon spricht, dass eine „völkische Ideologie“ und das Christentum nicht vereinbar seien, dann klingt das nur auf den ersten Blick hochanständig – oder wie das Motto des Kirchentags in Hannover großspurig lautete: „Mutig – stark -beherzt”.

    In Wahrheit wird mit solchen Worten – und das haben zuletzt viele hochrangige Kirchenvertreter in ähnlicher Weise gesagt – ein großer Teil der Christen ausgegrenzt, nur weil sie eine andere Meinung vertreten. Das ist weder demokratisch noch christlich. Erinnern wir uns lieber alle an die evangelische Jahreslosung von 2024 und beherzigen deren Inhalt:

    „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
    1. Korinther 16, 14

      Wir dürfen diesem Versprechen glauben

      Wer nach Gottes Willen lebt, der erfährt viel Leid, aber der HERR wird ihn aus allem Unglück befreien.
      Psalm 34,20

      Es ist ein Vers, der Gläubigen eine nüchterne Erkenntnis schenkt und sie zugleich davon überzeugt, dass sie sich der Rettung sicher sein können. Wenn ähnliche Worte aus dem Mund eines Politikers kommen, würde ihm das kaum jemand glauben. Wie viele solcher schönen Sätze mit allerlei Versprechungen wurden schon geäußert und nicht eingehalten! Hier ist es jedoch anders: Der Psalmist war von Gott inspiriert und hat diesen Satz der Menschheit hinterlassen. In der Bibel finden sich viele solcher Sätze, die uns neuen Mut schenken, wenn wir ihn benötigen. So auch dieser:

      Warum bist du so bedrückt, meine Seele? Warum stöhnst du so verzweifelt? Warte nur zuversichtlich auf Gott! Denn ganz gewiss werde ich ihm noch dafür danken, dass er mir sein Angesicht wieder zuwendet und mir hilft. Ja, er ist mein Gott.
      Psalm 42,12

      Pfingsten. Ohne Fehlinterpretation

      Alle waren außer sich vor Staunen. »Was hat das zu bedeuten?«, fragte einer den anderen, aber keiner hatte eine Erklärung dafür.
      Apostelgeschichte 2,12

      Viele verbinden mit Pfingsten ein verlängertes Wochenende und die Möglichkeit für einen Kurzurlaub. Meist ist das Wetter gut – heute an diesem Pfingstsonntag des 8.6.2025 mal nicht – und man kann einen Ausflug in die Natur machen. Wenn man Leute auf der Straße nach der ursprünglichen Bedeutung von Pfingsten fragen würde, wäre das Ergebnis wohl ernüchternd. Dabei ist Pfingsten ein hohes christliches Fest, bei dem die Aussendung des Heiligen Geistes im Mittelpunkt steht. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass ER auf die Jünger herabgekommen ist. Ab diesem Zeitpunkt verbreitete sich der christliche Glaube in der Welt. Manche Kommentatoren werten dieses Ereignis auch als Geburtsstunde der Kirche. Diese wäre jedoch frühestens durch das später stattfindende Apostelkonzil in Jerusalem zu datieren. Der Gedanke, dieses hohe Fest der Christenheit, das auch als Abschluss des Ostergeschehens gesehen werden kann, zu einem „Geburtstag der Kirche” umzuwandeln, ist ein Versuch, die von Reise- und Urlaubssehnsucht durchdrungene heutige Gesellschaft wieder für die organisierte christliche Religion zu gewinnen.

      Die Pfingstbewegung glaubt, dass die Ausgießung des Heiligen Geistes kein einmaliges Ereignis war, sondern noch heute geschieht. In Gottesdiensten wird um die Erfüllung mit dem Geist gebetet, die sich in Zungenrede, Prophetie oder Heilung äußern soll. Wenn man sich jedoch an die Bibel hält, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Geistsendung einmalig war und sich nicht wiederholt. Es handelt sich bei diesem Herbeizitieren des Heiligen Geistes durch Charismatiker um ein Wunschdenken, das die Gefahr des Missbrauchs in sich birgt, weil Menschen mittels solcher emotionalen Sensationen manipuliert werden können.

      Pfingsten ist ein Ereignis, das zu mancher Fehlinterpretation führen kann. Wie können wir es also richtig feiern? Wir sollten uns auf jeden Fall darauf besinnen, dass der Heilige Geist die Jünger mit lebendigem Glauben erfüllt hat, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und er lebt und regiert – ganz gleich, was heute in der Welt geschieht. Nie dürfen wir vergessen, uns daran zu erinnern. Immer sollten wir die Gelegenheit im Gespräch mit Nicht-Gläubigen nutzen und darauf hinweisen, dass es diese Hoffnung für die Menschheit gibt. Und dann sind wir auch Teil dieser an Pfingsten begonnenen Bewegung, welche die Christusbotschaft bis ans äußerste Ende der Erde trägt.

      „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, und so meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis in den letzten Winkel der Welt.“
      Apostelgeschichte 1,8